Wie viele 8MP WLAN-Kameras verkraftet ein Standard-Router? Eine Einschätzung
Die Frage, wie viele 8MP WLAN-Überwachungskameras problemlos mit einer normalen Fritzbox oder einem Speedport Router betrieben werden können, lässt sich nicht mit einer pauschalen Zahl beantworten. Die maximale Anzahl hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, die die Leistungsfähigkeit Ihres Heimnetzwerks bestimmen.
Entscheidende Faktoren für die Kameranzahl:
- Bandbreitenbedarf der Kameras: Eine 8MP (4K) Kamera erzeugt eine erhebliche Datenmenge. Selbst mit moderner H.265-Komprimierung benötigt eine solche Kamera für einen qualitativ hochwertigen Stream eine Upload-Bandbreite von etwa 10-16 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). Bei älterer H.264-Komprimierung ist der Bedarf noch deutlich höher.
- Router-Modell und Leistungsfähigkeit:
- WLAN-Standard: Neuere Router mit Wi-Fi 6 (z.B. Fritzbox 7530 AX, 7590 AX, Speedport Smart 4) können deutlich mehr Geräte effizienter verwalten und höhere Gesamtdatenraten liefern als ältere Modelle mit Wi-Fi 4 oder Wi-Fi 5.
- Prozessor und Arbeitsspeicher: Die Verarbeitung der Datenströme mehrerer Kameras und anderer Netzwerkaktivitäten stellt hohe Anforderungen an den Router. Leistungsstärkere Router können mehr Kameras stabil versorgen.
- Maximale Geräteanzahl: Obwohl Router theoretisch viele IP-Adressen vergeben können (z.B. über 100 beim Speedport Smart 4 oder „mehrere hundert IP-Verbindungen“ bei AVM Fritzboxen), ist die praktische Grenze für aktiv sendende Geräte wie Kameras deutlich niedriger.
- Internet-Uploadgeschwindigkeit: Besonders wichtig, wenn Sie von unterwegs auf die Kameras zugreifen möchten. Ist Ihr Internet-Upload zu gering, können nicht alle Kamerastreams gleichzeitig zuverlässig ins Internet übertragen werden. Für drei 8MP-Kameras mit je 15 Mbit/s wären beispielsweise bereits 45 Mbit/s Upload-Geschwindigkeit nur für die Kameras nötig.
- WLAN-Umgebung:
- Frequenzband: Das 5-GHz-Band bietet höhere Geschwindigkeiten und weniger Störungen als das oft überlastete 2,4-GHz-Band, hat aber eine geringere Reichweite. Idealerweise nutzen Kameras das 5-GHz-Band oder der Router verteilt die Last intelligent.
- Interferenzen: Andere WLAN-Netze in der Nachbarschaft, Bluetooth-Geräte, Mikrowellen oder dicke Wände und Decken können das WLAN-Signal stören und die Leistung reduzieren.
- Entfernung zum Router: Mit zunehmender Entfernung und mehr Hindernissen sinkt die Signalqualität und damit die verfügbare Bandbreite für jede Kamera.
- Weitere Netzwerkaktivitäten: Die Anzahl der Kameras, die problemlos funktionieren, reduziert sich, wenn gleichzeitig andere bandbreitenintensive Anwendungen im Netzwerk laufen (z.B. 4K-Videostreaming, Online-Gaming, große Downloads/Uploads).
- Kameraeinstellungen: Die gewählte Auflösung, Bildrate (FPS) und die Effizienz der Videokompression (H.265+ ist besser als H.265) beeinflussen den Bandbreitenbedarf pro Kamera. Die Nutzung von Substreams für die mobile Ansicht kann die Last reduzieren.
Grobe Einschätzung für „normale“ Router:
Unter der Annahme eines modernen Mittelklasse-Routers (Wi-Fi 5 oder Wi-Fi 6), guter WLAN-Bedingungen im 5-GHz-Band, einer vernünftigen Internet-Upload-Geschwindigkeit (z.B. > 50 Mbit/s) und Kameras mit effizienter H.265-Komprimierung, könnten etwa 2 bis 4 WLAN-Kameras mit 8MP Auflösung möglicherweise ohne größere, ständige Ausfälle betrieben werden.
Wichtig: Dies ist nur eine grobe Schätzung. Bereits bei 3-4 Kameras kann es, abhängig von den oben genannten Faktoren, zu Engpässen kommen, die sich durch Bildruckeln, Verbindungsabbrüche oder eine allgemeine Verlangsamung des Netzwerks äußern.
Empfehlungen für einen stabilen Betrieb mehrerer Kameras:
- Router-Upgrade: Investieren Sie in einen leistungsstarken Wi-Fi 6 Router, wenn Sie mehrere hochauflösende Kameras planen.
- Optimale Router-Platzierung: Stellen Sie den Router zentral und möglichst frei von Hindernissen auf.
- 5-GHz-Band nutzen: Verbinden Sie die Kameras bevorzugt mit dem 5-GHz-WLAN. Erwägen Sie, für die Kameras ein eigenes SSID (WLAN-Name) zu nutzen, falls der Router dies unterstützt.
- Kabelverbindung prüfen: Für maximale Stabilität ist eine LAN-Kabelverbindung für Kameras immer die beste Lösung, falls möglich (PoE-Kameras).
- WLAN-Mesh-System: Bei größeren Wohnflächen oder mehreren Etagen kann ein Mesh-System die WLAN-Abdeckung und -Kapazität verbessern.
- Reduzierung der Kameraeinstellungen: Falls Probleme auftreten, versuchen Sie, die Auflösung oder Bildrate der Kameras leicht zu reduzieren oder eine effizientere Kompressionsmethode zu wählen.
- Bandbreite priorisieren: Einige Router bieten Quality of Service (QoS) Einstellungen, mit denen Sie den Kameras eine höhere Priorität im Netzwerkverkehr zuweisen können.
- Internet-Tarif prüfen: Stellen Sie sicher, dass Ihr Internet-Tarif, insbesondere die Upload-Geschwindigkeit, für die Anzahl der Kameras und Ihre Nutzungsgewohnheiten ausreicht.
- Separate Netzwerksegmente (fortgeschritten): In komplexeren Szenarien kann die Einrichtung von VLANs helfen, den Kameradatenverkehr von anderem Netzwerkverkehr zu trennen.
- Langsam starten: Beginnen Sie mit einer Kamera und fügen Sie schrittweise weitere hinzu, um die Auswirkungen auf Ihr Netzwerk zu beobachten.
Letztendlich ist es oft ein Prozess des Ausprobierens, um die optimale Anzahl von Kameras für Ihre spezifische Umgebung und Hardware zu finden. Achten Sie auf eine stabile Verbindung und eine ruckelfreie Darstellung, um sicherzustellen, dass Ihr System zuverlässig funktioniert.